„das sieht man dir ja gar nicht an“
Diesen Satz hört man als psychisch kranke leider immer noch viel zu oft. Ich musste lernen nicht nur drüber zu reden wenn es direkt gefragt wurde, sondern meist im vornherein schon klar zu stellen, dass ich ein bisschen anders ticke als die Meisten. Dass ich manchmal etwas anders reagiere als erwartet, und dass es Situationen geben wird, in denen ich zu mir schauen muss, und vielleicht nicht nur leisten kann. Leider werde ich nicht immer so angenommen wie ich bin, wegen etwas wo ich nichts dafür kann.
Darum ist es so wichtig drüber zu reden. Damit die Menschen bescheid wissen, damit wir alle so sein dürfen wie wir sind und nicht weniger Wert sind weil wir nicht in der heutigen Zeit mithalten können!
Und ich bin froh wenn mir nicht-betroffene fragen zu meinen Krankheiten stellen; genau das fördert den Diskurs! Solange man aufrichtig neugierig ist, und nicht bewertet darf man mich alles fragen; ohne Angst dass man mir zu nahe tritt.
Auch an alle Angehörigen, redet mit uns! Fragt uns wie es für uns wirklich ist, statt einfach anzunehmen. Es tut gut wenn ein geliebter Mensch sich aufrichtig für die eigene Erfahrung interessiert, und alle werden davon profitieren. Wir wissen, dass es für euch auch sehr schwierig ist, was viele von uns davon abhaltet mit euch drüber zu reden, damit wir euch nicht noch mehr zur last zu fallen. Aber das schönste Geschenk dass mir ein angehöriger machen kann, ist aufrichtiges interesse. Es ist auch wichtig zu wissen wie Ihr unter der Situation leidet, denn nur wenn wir darüber reden können wir eine Lösung finden wie wir alle zusammen besser damit umgehen können.
Und an alle mitbetroffenen; es ist okay drüber zu reden. Auch wenn es Angst und Scham verursacht; wir können nichts dafür. Es zu Verdrängen macht es nur noch grösser. Man kann ein brennendes Streichholz auch nicht verdrängen, ausser man will das ganze Haus abfackeln. Und vielleicht werdet ihr überrascht sein von Menschen akzeptiert zu werden wo ihr am wenigsten damit gerechnet habt. Psychisch krank zu sein macht uns nicht schwach; es macht uns stark, denn jeder Tag ist ein Kampf. Und um diesen Krieg zu gewinnen, müssen wir drüber reden.
Wie wir drüber reden
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